[Rezension] Echt mieses Timing

Erschienen: 20. Januar 2014

Autor: Martha Brockenbrough

Erschienen im Dressler Verlag

Themengebiet: Schutzengel
Seitenzahl: 319 (gebunden)

Heidi ist siebzehn, ziemlich groß und kämpft sich durch den Highschool-Wahnsinn. Obendrein ist sie ein kleines bisschen freakig. Denn Heidi hört Stimmen in ihrem Kopf. Na ja, eigentlich nur eine Stimme: Jeromes. Jerome ist ebenfalls siebzehn nur leider: tot. Als Heidis Schutzengel soll er sich in der Seelen-Reha den Zutritt zum Himmel erarbeiten. Nur schade, dass Jerome manchmal Besseres zu tun hat, als auf Heidi aufzupassen.

Heidi ist ein sehr cleveres und verantwortungsbewusstes Mädchen. Nach außen hin wirkt sie wie ein Vorzeigetöchterchen. Doch mit der Zeit lernt man sie besser kennen und sieht, dass sie viele Facetten hat. Trotzdem konnte ich mich nicht richtig mit ihr anfreunden, da sie mir einfach ein bisschen zu langweilig war und zu vernünftig. Jerome ist das genaue Gegenteil von Heidi. Er ist frech, sarkastisch und vor allem nicht wirklich fügsam. Selbst dort wo er jetzt ist (wo auch immer das sein mag) übersieht er jede Regel und hält das alles für enorm überflüssig und sinnlos. Auch, dass er Heidi beschützen soll. Auch ein weiterer Grund, weshalb er eben diesen Job nicht allzu ernst nimmt. Doch auch Jerome hat ein Herz (na ja eigentlich nicht mehr, aber im übertragenen Sinne) und mit der Zeit lernt er alles mehr zu schätzen.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr amüsant und entspannt. Man ist davon gefesselt und hat das Bedürfnis immer weiter zu lesen. Sie gibt sehr guten Einblick in die Gefühle, der Charaktere und schreibt auch immer wieder aus beiden Sichten. Ich musste immer wieder schmunzeln. Besonders über Jeromes Bemerkungen, die nicht nur in Heidis Kopf erklangen. 

Die Idee fand ich ziemlich gut und war auch gut umgesetzt. Die ganzen Extras, die Jerome da hat, wo er jetzt ist (wo auch immer), waren super und echt kreativ. Besonders gefallen haben mir die Regel für Lebende oder auch Tote, die an jedem Kapitelanfang standen. Das erste der Toten: "Du sollst nicht beklagen, dass du tot bist." Genial oder? Darüber musste ich immer wieder lachen. Das sind nicht die einzigen Regeln an die sich einige Charaktere in diesem Buch halten müssen. In der Reha (dort wo die Leute hinkommen, die man allgemein Schutzengel nennt) gibt es allgemein viele Richtlinien an die man sich EIGENTLICH halten sollte.  Dieses Buch eignet sich natürlich auch, um über das Leben nachzudenken und liefert dafür ziemlich viel Stoff. Wie geht das Leben weiter?, ist wohl der Hauptpunkt. Auch das Liebesleben spielt eine Rolle, wird aber eher im Hintergrund gehalten und fällt relativ unausführlich aus. Wer also die Romantik sucht, ist hier falsch. Das hat mir alles sehr gut gefallen, doch am Ende wurde es alles immer abstrakter und es kamen immer mehr Regeln dazu, die sich kein Mensch merken konnte. Da hat mir die Logik einfach gefehlt. Das Ende blieb dann auch sehr offen. Es gibt durchaus Potenzial für einen 2. Teil, aber es kann auch abgeschlossen sein.

 Das sagt einem keiner, wenn man noch lebt, aber Engel können auch echt fies sein.

Allgemein ist das Buch sehr witzig und punktet mit den vielen lustigen kleinen Details, die sich die Autorin ausgedacht hat, dennoch fehlt mir ein bisschen die Logik, vor allem gegen Ende. Trotzdem eine klare Kaufempfehlung von mir. 

Muss ich haben!!!